Pharmakokinetisches Modell

 

 

Dieser wundervolle Analogrechner wurde von Rolf Englert am pharmakologischen Institut in Tübingen entwickelt. Es handelt sich um eine Implementation eines pharmakokinetischen Modells für den Einsatz in der Lehre.

Herr Englert beschreibt die Geschichte dieses Gerätes wie folgt:

"Nach Beendigung meines Studiums der Elektrotechnik begann ich 1972 mit mit dem Aufbau eines Elektroniklabors am Pharmakologischen Institut in Tübingen (Prof. Siess, vormals Marburg). Mit den technischen Beschreibungen des Analogrechners von Heathkit aus den 1960er Jahren im Hinterkopf, unterbreitete ich Prof. Siess den Vorschlag, doch einen Analogrechner zu bauen, mit dem 'Blutspiegelkurven' simuliert werden sollten. Dabei geht es darum, den zeitlichen Verlauf der Konzentration eines Wirkstoffes im menschlichen Körper darzustellen - ein Problem, das sich mathematisch mit Differentialgleichungen gut beschreiben lässt, ideal also für den Einsatz eines Analogrechners, denn Digitalrechner waren damals noch unerschwinglich teuer und in der Programmierung auch wesentlich komplizierter und weniger anschaulich als ein Analogrechner.

So entstand zunächst das erste Modell im 19-Zoll-Gehäuse, mit neun Integratoren, zwei Rechengeschwindigkeiten für die Ausgabe der Kurven auf einem Oszilloskop bzw. einem Analogschreiber. Prof. Siess war begeistert! Dieser Analogrechner wurde einige Semester lang im medizinischen Studium eingesetzt, und man konnte schön zeigen, wie sich Wirkstoffe nach einmaliger oder mehrmaliger Gabe in Blut, Gewebe und Urin verteilen.

Eines Tages kam Prof. Dengler aus Bonn zu Besuch, er sag den Analogrechner und war von dessen praktischer und anschaulicher Anwendung so überzeugt, dass ich für ihn bald ebenfalls einen Analogrechner bauen durfte. Einen weiteren kleinen Analogrechner bestellte Prof. Bock für das Toxikologische Institut. [Dieses Modell ist im Folgenden zu sehen:]

Eine wesentliche Neuentwicklung war dann wiederum für den Unterricht in den vorklinischen Semestern ein kleiner Analogrechner, für den ich einfach ein Oszilloskop von Heathkit nahm und darin die x- und y-Verstärker durch eine kleine Platine mit vier Integratoren und etwas Elektronik 'drumherum' für die logarithmische Darstellung der Kurven etc. ersetzte. Von diesem Modell wurden gleich sechs Stück gebaut. Sie waren jahrelang im Einsatz [...]"

Um einen dieser sechs Rechner handelt es sich bei dem hier vorgestellten Gerät, das zum Glück die Zeiten überdauert hat.

07-APR-2015, ulmann@analogmuseum.org